Vernissage der Ausstellung „Flower Power“

von Marieluise Bantel und Heike Renz am 07.07.2024 im Maritim Hotel Stuttgart

 

 

Sehr geehrter Maier,

sehr geehrte Frau Bantel, liebe Heike,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

ich freue mich, Sie heute anlässlich der Ausstellung „Flower Power“ von Heike Renz und Marieluise Bantel begrüßen zu dürfen, und ich heiße Sie herzlich willkommen hier in den Räumlichkeiten des Maritim Hotels in Stuttgart.

 

„Alles ist im Fluss, und jedes Bild wird gestaltet, während es vorübergeht.“

 

 

Mit diesen Worten von Ovid möchte ich in das Werk von Heike Renz und Marieluise Bantel einführen.

 

Seit Jahrhunderten ist die Blume ein beliebtes Motiv der Kunstgeschichte. Seit jeher gilt sie als Sinnbild für Schönheit und Vergänglichkeit. Zunächst in religiöse Kontexte eingebunden und mit Symbolik aufgeladen, wurde das Blumenstillleben im Barock zur autonomen Bildgattung, die bis heute ihren –nicht nur - ästhetischen Reiz haben sollte.

 

In der neben ihren prachtvollen Blumenstücken blühender und aufblühender Blumen hier präsentierten Ölgemäldeserie “Die Schönheit des Vergehens” Marieluise Bantels auf vorwiegend ungrundierten grauen, transparenten und nicht dicht gewobenen Leinwänden ist die Lust an der Inszenierung des Schönen und Vergänglichen augenscheinlich. Und so zelebriert die 2019 an der Freien Kunstschule Stuttgart diplomierte Künstlerin, die sich sehr dankbar gegenüber Martin R. Handschuh für Ihre Ausbildung zeigt, mit ihrer heute hier gefeierten Gemeinschaftsausstellung die Schönheit des Vergänglichen. Ihre filigranen Blumenmodelle – vertrocknete und aufblühende Blüten – setzt Marieluise Bantel dabei im wahrsten Sinne des Wortes monumental in Szene und übersteigert diese ins Transzendentale. Mit Modedesignern aus England und Metzingen etwa kooperierend beweist, dass die vieldekorierte Künstlerin Marieluise Bantel, die auf eine rege internationale Ausstellungstätigkeit und Publizität in internationalen Fachmagazinen blickt, keine Berührungsängste zu den angewandten Künsten hegt.

 

Wollte man bei Marieluise Bantels Blumenstücken weit ausholen, so müsste man bei Jacopo de’ Barberi beginnen, dem wir das erste Stillleben verdanken sowie bei der Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian. Autonom wurden Stillleben allerdings erst hundert Jahre später, als wohlhabende Auftraggeber Aufzeichnungen aus der dinglichen Welt für geeignet hielten, ihre privaten und öffentlichen Räume zu schmücken. In der Differenzierung der Gattung - vor allem im „Goldenen Zeitalter“ der Niederlande - entwickelte sich die Untergruppierung „Blumenstück“. Das Sujet erwies sich als weit haltbarer als in Vasen drapierte Sträuße, weit nobler und selbstbestätigender und auch als stilistisch anpassungsfähig, denn bis hin zum Impressionismus wandelte sich das Genre und führte zu Höhepunkten wie Manets „Der Fliederstrauß“. Auch das 20. Jahrhundert hatte Einiges zum Thema Blumenstücke beizutragen und um zeitlich endlich in die Gegenwart zu kommen. In diese Kunstgeschichtlichen Abriss schließlich ist das Werk Marieluise Bantels zu verorten.

 

Heike Renz führt in dieser heute zu feiernden Ausstellung vibrierende Werkserien in Aquarell und Acryl vor Augen, in der sie die Kraft und die Poesie der Natur auf das Papier bringt.

 

Anhand der Landschaftsmotivik werden Farben zur reinen Anschauung. Und so erreicht die an der Akademie der Bildenden Künste und an der Hochschule für Textildesign studierte Künstlerin Heike Renz ihre Bildaussagen mit dem Material koloristischer Mittel, die sie als wohlgeordnetes Instrumentarium von außerordentlicher Klangfülle und Nuancierung einsetzt.

 

Das Eigenleben der Farbe entwickelt die Künstlerin anhand der Vorlagen aus der Natur. Dabei kommen die unterschiedlichen Kompositionsweisen der Künstlerin zum Tragen: von einer fast Bühnenartigen Anordnung bis hin zu einer flächigen, vielfältig sich vernetzenden Strukturierung aus Linien, Zeichen und Farbwerten.

 

In einem schnellen, konzentrierten und von Spontaneität geprägten Malprozess entwickelt Heike Renz Landschaften in Aquarel und Acryl. Es entstehen in dieser Technik Impressionen aus der Natur etwa eine starkbunte Sommerblumenfülle, eine in Grüntönen variierende Sumpflandschaft, in matt-grauen Ockertönen gehaltene Nordseelandschaften sowie filigrane Variationen von Gräsern.

 

Ihre Malerei umfasst eine Farbsubstanz, die von äußerster Zartheit bis berstender Stärke und pulsierenden Flächen zeugt. Sie verführen den Betrachter auf sensible Art und Weise, andererseits setzt die versierte Aquarellistin den Betrachter in einen Farbenrausch. Die Kunst von Heike Renz ist in höchstem Maße eine sinnliche Kunst. Ihre Werke erzeugen einen eigenen, durchrhythmisierten Farbraum, in dem sich der Betrachter versenken und ganz der empfindenden Anschauung hingeben kann.

 

Mit einer an Zeitlosigkeit gemahnenden Unerschütterlichkeit und kompositorischen Ausgewogenheit gelingt es Heike Renz, Bilder von atmosphärischen Sehnsuchtsorten und autopoetische Bildwelten zu erzeugen, in denen sie den Fokus je nach Bildmotiv unterschiedlich einmal in Fernsicht, einmal in Nahsicht legt. Dabei hebt sich der Abbildungscharakter in wässrig-fließenden Farbwolken auf und macht dem subjektiven Eindruck zugunsten einer Bildwelt in Farbklängen Platz.

 

Dass die Werke der Designerin, Dozentin, Autorin und freischaffenden Künstlerin Heike Renz Begeisterung und Beachtung erfuhren, beweist einmal mehr ihre rege Ausstellungtätigkeit im In- und Ausland.

 

Die Ausstellung zusammenfassend würdigend ist festzustellen, dass Heike Renz und Marieluise Bantel das Bild selbst als Momentaufnahme zwischen Formauflösung und Formfindung sowie Werden und Vergehen verstehen. Erinnerungs- und Gedankensplitter ergeben dabei ganz eigene, verfremdende, eben erspührte Bildlandschaften der Künstlerinnen. Und so hat jedes ihrer Bilder auf subtile Weise auch mit dem Tod zu tun. Wir stehen als Betrachter schließlich Zeugnissen des Flusses des Lebens in seinen wechselnden Erscheinungen gegenüber, wie ihn unnachahmlich Hermann Hesse im finalen Kapitel seines Siddhartha beschreibt.

 

Ich möchte nunmehr meine Einführung in die Aquarelle und Acrylarbeiten von Heike Renz sowie die Ölgemälde von Marieluise Bantel mit den Worten von Marcel Prousts, die er in seinem epochalen Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ niederschrieb, enden:

 

„Was wir die Wirklichkeit nennen, ist eine bestimmte Beziehung zwischen Empfindungen und Erinnerungen.“

 

Und so geht es Heike Renz und Marieluise Bantel nicht um ein realistisches Abbild der sichtbaren Wirklichkeit, sondern um den erinnerten, erlesenen und in eine bisweilen vibrierende Farbigkeit übersetzen Eindruck. So führen uns die Künstlerinnen verfremdend farbintensive oder auch tonige Bilder vor Augen, die bei genauerer Betrachtung als Erinnerungs- und Gedankensplitter aufwarten.

 

Die farbduftige Bildwelt, die Heike Renz und Marieluise Bantel entwerfen, ist nicht eindimensional oder simpel, sondern immer vielschichtig – destilliert aus ihrem Geist, sodann subjektiv verdichtet.

 

Bevor ich nun ganz zum Schluss komme möchte ich noch auf die bemerkenswerte Plakatgestaltung für die heute hier gefeierte Ausstellung von Adriano Gomez Bantel hinweisen.

Es bleibt mir nun, Ihnen viel Freude und erkenntnisreiche Begegnungen mit der hier und heute gefeierten Kunst von Heike Renz und Marieluise Bantel zu wünschen.

 

-        Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. –

 

 

Elena Hocke M.A.