Frau Sigrid Weyers M.A  zur Ausstellung "Florale Impressionen – experimentelle Fotografie und Panoramen"

am 22.5.2022 in der Art Galerie Bad Bergzabern

 

Heike Renz fand schon in jungen Jahren den Weg zur Kunst, gewann als Teenager Kunst­preise in ihrer Heimatstadt Herrenberg. Doch die mit einer künstlerischen Existenz verbundene existenzielle Unsicherheit scheute sie als junger Mensch und wählte – der Stimme der Vernunft folgend – einen Kompromiss: das Studium der Kunsterziehung. Aber statt den Lehrberuf zu ergreifen, schloss sie ein weiteres Studium im Fach Textildesign an. Es folgten viele Jahre als erfolg­reiche Textildesignerin, die mit eigener Marke – Heike Renz textildesign – für Kunden in Europa, Australien, in den USA und in den arabischen Emiraten arbeitete, in Deutschland u. a. für die Unternehmen Villeroy & Boch und Heine.

Das Jahr 2012 wird zum Wendepunkt in diesem Leben. Heike Renz ist des ständigen Reisens müde, zudem verschlechtern sich zunehmend die Auftrags- und Arbeitsbedingungen in der Textilbranche. Heike Renz beschließt, sesshaft zu werden und an ihren Geburtsort Herrenberg zurückzukehren. Und sie widmet sich mit großer Kraft ihrer ursprünglichen Leidenschaft – der freien Malerei. Sie beginnt wieder auszustellen, eröffnet eine eigene Kunstschule, ist als Kunstdozentin in ganz Deutschland tätig, darunter in renommierten Einrich­tungen wie der Kunsthalle Emden.

Heute lädt Heike Renz lädt uns ein zu einem Besuch in ihrem künstlerischen Kosmos, in ihrem ganz persönlichen Garten. In leuchtenden Farben präsentiert sie Blumen, Blüten und Gräser. Mal lässt sie eine Wildblumenwiese über das Blatt oder die Leinwand wuchern, aus üppig-grünem Blattgewirr leuchten Löwenzahn und Butterblume, Klatschmohn und Kornblume, Wiesensalbei und Lichtnelke um die Wette. Oder sie scheinen gleich Luftballons an langen, filigranen Stängeln gen Himmel zu fliegen, erdverbunden und ätherisch-leicht zugleich. Und für einen Augenblick glauben wir den Lufthauch zu spüren, der sie in die Höhe hebt.

Dann wieder lässt die Künstlerin die Blüten – wie unter einem Vergrößerungs­glas – ins Monumentale wachsen, es entstehen fast schon ins Abstrakte gleitende, dichte Farbkompositionen. Erinnerungen an Emil Nolde und seinen Garten werden wach. Dabei steigert sie die Wirkung der Farben durch den Kontrast zur weiß grundierten Leinwand, kein wie auch immer gestalteter Hintergrund bindet ihre Leuchtkraft, kein anderes Motiv lenkt ab von der faszinierenden Vielfalt der floralen Formen.

Heike Renz gelingt es, ihre Blumen auf dem Höhepunkt ihrer Leuchtkraft einzufangen, voll erblüht und – bei aller Zartheit, bei aller Zerbrechlichkeit – „kraftstrotzend“. Zugleich verleiht sie ihren Bildkompositionen mit ihrer lockeren, dynamischen und dabei doch behutsamen Pinselführung die Leichtigkeit und Flüchtigkeit eines Augenblicks. Wir fühlen die Wärme der Sonne, wir hören das Summen der Bienen, das Zirpen der Grillen, ohne sie zu sehen, und warten auf den Schmetterling, der von irgendwoher mit leichtem Flügelschlag hereinschwebt.

Heike Renz versetzt uns in die Atmosphäre sommerlich-leichter Tage, lässt vor unseren Augen einen Mikrokosmos der Natur entstehen, der nur eines will und nur eines bezweckt – leben. Das tut unserer Seele gut. Und vielleicht ist das ja ihre eigentliche Botschaft, uns daran zu erinnern, wie schön die Natur, wie schön das Leben ist, wenn wir es zulassen.